runde um wittenberge

runde um wittenberge, 16 km

2023/08

mit der elbe, elbdeichhinterland, wittenberge

was bleibt:

  • die tour, die ich früher nicht gemacht hätte, wie ich der freundin in der sprachnachricht erzähle, weil ich 1 so kurze strecke im verhältnis zur an+abfahrt als nicht angemessen im verhältnis empfunden hätte + außerdem die brandenburg-gpx-karte, die ausweist, was wir schon alles abgelaufen sind, so nicht hätte füllen können mit 1 zweiten tour, die in wittenberge startet, ohne abschnitte doppelt zu laufen, was sich nach hinterlassen der sprachnachricht durch 1 falsches abbiegen + nicht mehr zurückgehen, sondern ändern des rückwegs richtung innenstadt entlang der nach dem wunderschönen kurzweiligen ausflug am deich nun als trostlos empfundenen hauptstraße nicht nur sofort wieder relativiert, sondern sogar ins gegenteil verkehrt, weil wir jetzt die schöne strecke über die parks in der innenstadt übrig gelassen haben fürs nächste mal
  • die hitze in der nacht, die uns, nachdem wir das gewitter der vornacht, das, wie uns die kolleg*innen versichern, wirklich über berlin gezogen sei, verschlafen haben, um den schlaf vor dem frühen aufstehen zu bringen droht + die von 1 wanderer in schweden liegengelassene + von uns aufgesammelte schlafmaske, die nach kurzem ermüdungsschlaf am späten nachmittag nach dem anstrengenden hitzetag mit der erholung nach der tätowierung, die (die erholung) uns die uhr, hätten wir sie dabei gehabt, wieder abgesprochen hätte, indem sie uns stets versichert, sie (die erholung) wäre jetzt aufgrund der anstrengung verzögert wie der zyklus, der jetzt nach 51 tagen wieder eingesetzt hat, nachdem er sich + uns während des kungsledens 1 pause gegönnt hat, was er wusste, wir aber erst wochen später erahnen, während wir “menopause” googeln, nun für den erquickenden schlaf sorgt
  • die 36 €, die wir hätten mit bahncard zahlen müssen, hätten wir kein deutschlandticket, was wir nicht ausgegeben hätten für 1 tour mit nur 16 km – da müssen wir schon mehr leisten, damit sich das lohnt (und die immerwährende frage: was heißt überhaupt: sich lohnen?)
  • der sonnenaufgang im leeren ereignislosen zug + die zugbegleiterin, die später zusteigt mit 1 guten morgen, von der wir uns verabschieden, wovon sie überrascht scheint – ich kann mich nicht mehr erinnern, warum ich früher keine leute grüßen wollte
  • der herunterkommende bahnhof wittenberge, der zur landesgartenschau 2027 “aufblühen” soll + die kurze frage, ob das schon gewesen sei
  • das wort “lachen” an der hauswand gegenüber vom “ende” schild + die 2 männer morgens um 6 rauchend auf dem balkon
  • das pflaster in wittenberge: k -grün -grün -grau + die familiennamen von “witte’s söhnen” + der rohrreinigung witt
  • die schönen altbauten in der innenstadt + der wunsch, später noch ein bisschen durch die stadt zu bummeln, was nicht mehr ganz so illusionär wie früher, aber von stadtfest, mit dem wir nicht gerechnet, + zug um 11:03 uhr, den wir kriegen können, vereitelt wird
  • die knallroten toilettenhäuschen + das seit gestern fast ununterbrochen stattfindende stadtfest dieses wochenende, von dem herumsitzende*s/hängende*s/liegende*s übriggeblieben ist+sind, was von aufräumenden weggeräumt/gekehrt/geblasen wird (der mann, der mit der langen zange den müll aufklaubt + der, der mit dem bläser die plastikbecher in den graben bläst)
  • der blaue himmel über der blauen elbe + die vermeldung des wasserstandes über elektronikanzeige, der das letzte mal, als wir hier waren, die auen tränkend über die ufer schwappte
  • die 20 grad celsius, die vielleicht nicht unterschritten wurden diese nacht, weshalb wir 1 tropische nacht vielleicht hatten laut 1 podcast aus 2022, den wir zum abhören für schweden gedacht, aber weil wir kaum was gehört außer dem regen, wie er auf die zeltwände tropft, den wind, wie er an den zeltschnüren reißt, den glocken der rentiere, wie sie im gehörigen abstand ums zelt herum bimmeln, weil wir auf ihren saftigen wiesen liegen, dem surren+schnurren der fliegen, mücken, bremsen + allem anderen kleinstlebewesengetier mit seinem gekräuche+fläuche, wies uns umkreist, umschwirrt, beklettert, besetzt + benetzt
  • die breiten fluchten der alten hafenspeicher + die 4 neuen wohnungen mit “gehobener ausstattung” im (nach verlegung des elbzollamtes von lenzen nach wittenberge mitte 19. jh. errichteten + nach aufhebung des elbzolls 1867 durch den norddeutschen bund + verlegung des hauptzollamtes 1869 nach hamburg von der seifenfabrikatsfamilie tesmer 1873 erworbenen + als wohnung genutzten + 2014/2015 denkmalschutzgerecht sanierten) alten hauptzollamthaus
  • der verbotsanschlag des straßenfestes, der darauf hinweist, dass 200 € scheine, alkohol, kopfsprung ins wasser, fahrräder, schusswaffen + irgendwas, was wir nicht kennen, nicht erlaubt sei
  • die bänke mit dem historienschild zum schwimmmeister wille stubbenhagen + der 1928 erbauten + 1994 abgerissenen badeanstalt am elbdeich, das neben den gründen für den abriss auch die ganze zeit zwischen 1928 und 1994 samt nazizeit auslässt
  • die leute, die wir treffen + grüßen, die mitunter anfangen zu lächeln: 1 mann aufm fahrrad, 1 durchnächtigter mann, 1 frau mit hund, 1 mann mit hund, 1 paar mit dackeln
  • drunt in der grünen au neben büschen+bäumen+blumen mittendrin das quadratische rot-weiße-kauflandschild, an dem wir später hautnah vorbeikommen
  • der schweiß, der uns beim tippen von der nase über die oberlippe vom kinn träufelt
  • die erfolgreiche rückkehr in die ernährungsstabilität + das grandiose kleine müslifrühstück am ufer an 1 aueninsel zwischen den angler*innenzelten
  • die erinnerung an schweden unter der baumlosigkeit mit der weite der steppe + dem dringenden notdurftbedürfnis, das 1 versteck sucht
  • die äpfel am baum am straßenrand + die erinnerung, dass wir früher auf unseren touren oft im herbst 1 obst pflückten oder lasen ausm graben + in 1 gedicht (peripatein) packten (“Bisher wars Obst, das wir uns pflückten, noch nicht reif – dabei wars <Herbst> Zeit für den Fall.”)
  • die hauptstraße mit ihren verlassenen baustellen unter der gluthitze + den parkplatzleeren industriegebieten im vorbeirasenden abgas + 1 findling vor 1 ramschmarkt, wo wir kurz pausieren + die grapefruit zerzutzeln (wörter, die ich in berlin nicht sagen kann, die mir fehlen: grantig, zutzeln, huschala, ungampert, goschen, herrschaft! zefix! aitz niad …) + die frage nach dem unterschied zwischen beton, teer, zement + asphalt 
der (wand)baustoff beton enthält aus kalkstein+ton zermahlenen, gebrannten zement. 
der (straßen)baustoff asphalt enthält das aus erdöl gewonnene kohlenwasserstoffgemisch bitumen, das den früher eingesetzten steinkohleteer, der als nebenprodukt durch zersetzende thermische behandlung der steinkohle aus gasen abfällt, ersetzt hat. 
  • die aufgespannten regenbogenschirme in der innenstadt mit der erinnerung an trondheim + die buden der aussteller*innen, anwohner*innen, geschäftsleute reihum, die auf besucher*innen warten (das hören der stimmen, die das fest planten, im kopf: “du, da machen wir alle mit: wir stellen alle was auf, raiffeisen, feuerwehr, café, …” – “ja und wenn keine*r kommt?” – “die kommen schon, die leute”)
  • die leute, die kommen + das leckere rosinen cranberriemandelbrötchen, das den cranberriewalnussriegel als neues lieblingsbrötchen ablösen könnte
  • die kleine geräterunde im neuen fitnessstudio, das wir jetzt besuchen, weil wir wirklich nicht mehr laufen können + der gerätetest, der uns überraschend nach den armen auch bei den beinen per app das bio-age von 21 jahren bescheinigt, wenn auch nicht beglaubigt – nur der fettstoffwechsel weiß noch, wie alt wir wirklich sind

über die selbstverständlichkeit der existenz
(not)