st. olavsleden 2022 (tvärtom) 23/27

st. olavsleden

trondheim – sundsvall, 650 km

tag 23: lombäcken – borgsjö (12.9., 18 km)

seit tagen keine schuhbilder mehr gemacht

meinem magen gehts gar nicht gut die nacht. brauche 4 lefax + 1 cola – die hättes auch ohne zucker gegeben, das wäre vielleicht besser gewesen, aber in der nacht ohne licht mit der stirnlampe auf die schnelle nicht gesehen. 

nehme mir zeit+mut, die glut noch 2x anzufeuern. das tut gut. jetzt, wo ich gehe, glüht noch 1 restscheit, aber die eule sagt, sie passt auf. das könnte auch heilsam sein – so viel ist kaputt, was ich oft nicht mitkriege, weil ich nicht in die verlegenheit komme, wie man so schön sagt, mich zu konfrontieren. aber wenn man anschüren muss, weils zu kalt, wenn man keine andere wahl: das ist survival

auf dem weg gestern mir die eigene bio auf bayerisch erzählt, wie ichs als alte frau tun würde. sehr gelacht. erstaunt, wie einfachs ging. wenn alles lang her ist + 1 dialekt drüber gelegt wird, ists gar nicht mehr schlimm. dann wars halt 1 leben wie alle anderen auch. die erinnerung ans einschüren als kind morgens vor der schule, weils sonst zu kalt in der küche, ans bedienen + einschlafen aufm sofa in der küche, semmeln holen, die esstörung schon als kind beim jeden tag 1 romyriegel beim bäcker + 1 schokokringel beim hausmeister kaufen. und alle schienen mich/es schon zu erwarten + nachzufragen, wenn mans nicht tat. 

ich mache vom frühstückstisch 1 bild + von der verpackten frühstücksbox mit den sprüchetassen, es sind katalogbilder: so könnte dein leben aussehen. zeitschrift für gutes dasein daheim – happy homes

gestern der gedanke an die möglichkeit, herbergsmama zu werden – nicht woanders bei jemandem einsteigen, sondern allein. wie ich schon immer 1 bed+breakfast wollte, wobei immer heißt: seit irland + wie johanna lacht, weil am ende ist alles wie die wirtschaft daheim – wie der traum auch aussehen mag, am ende sind es die erwartungen+ansprüche von kund*innen, viel steuer, 1 haufen arbeit + wenig verdient. 

der regen steht vor der tür

ich versuche, mich mental drauf einzustellen. jetzt ist alles gebucht, es gibt keine pause mehr. es gibt jetzt nur noch: hindurch.

die socken trockne verbrenne ich auf dem ofen, weil ich nicht dran denke, dass er so heiß werden kann, sodass das in der wolle verwebte plastik schmilzt. jetzt brauch ich doch 1 neues paar! das austauschpaar im rucksack zeigt schon risse. vielleicht hat der pilger*innenladen am borgsjö offen? haha – im herbst?! oder es gibt im supermarkt welche – bisher keine bemerkt, da immer zu sehr aufs essen konzentriert. 

überlege, 1 großteil der aufzeichnungen zu löschen, weils nur ums essen geht. da weiß ich noch nicht, dass es die chance ist, alles hinauszuschreiben, über den blog. damit es heraus ist aus mir. ich schreibe mich heile. bald auch noch zyklus, das merk ich schon. (manchmal auch nur gefühlt.)

ich habe so 1 feiertagsgefühl

aber heute ist montag. komisch. noch 5 tage, dann bin ich da. DANN BIN ICH DA!!!

der himmel zieht spürbar zu + der regen liegt in der luft. aber heute ward er mir noch nicht versprochen. ich mache rast an 1 fin rastplats + checke 1x mehr meine nachrichten, es kommt 1 von natascha + ich mache es mir in der hütte gemütlich. die letzten tage werde ich den kocher immer wieder gebrauchen können, lange habe ich ihn nicht mehr ausgepackt, aber wenn es kühl+nass wird, werde ich froh sein, wenn ich was anzünden kann. jetzt aber kommt die sonne doch noch bisschen raus + ich trinke nur kaltes wasser. 

aus den hiesigen quellen haben wieder die berühmtheiten getrunken. der heimatverein hat vom besuch von karl xi im sommer 1686, als er auf seiner reise in norrland war, 1 stein aufstellen lassen. da hat er „även“ (sogar, auch) borgsjö besucht. und st. olav sei auf seiner reise im schicksalhaften jahr 1030 auch hier vorbeigekommen + habe aus der quelle getrunken. sie ist mit schweren holztüren verschlossen, die sich zwar öffnen lassen, aber unten sickert nur 1 kleines rinnsal, an das ich nicht ranreiche. es wird zeit, dass der regen kommt. 

quelle bei borjsjö
die sage sagt, als st. olavs truppen in borgjsö vorbeikamen, brauchten sie so notwendig wasser, dass olav seinen stab in die erde stieß, worauf 1 quellader herausfloss. auch die pferde mussten trinken, aber da keine kübel zu hand waren, setzte sich der könig auf 1 stein, der unter seinem gewicht weich wurde + zu 1 schale aushöhlte. heute liege der stein „st. olofs gryta“ auf seinem alten platz hier bei der quelle, jedoch viele jahre lag er hier in der nähe auf 1 hof. sie benutzten den stein zum schmieden. man sagte, dass das eisen, das man ins wasser im steinbecken tauchte, besser gehärtet wurde. 

ich bin nicht irritiert. ich bin erschrocken.

der campingplatz, der gerade von neuen besitzer*innen übernommen wird, hat 1 wunderbares restaurant, wo ich allerdings nur 1 stück kuchen + 1 bier mitnehme. erschrecke über den preis: 650 sek statt der 175+80 sek wie ausgemacht für die pilger*innenhütte. die frau am tresen will mir das frühstück runterbringen. ich gehe vor + kriege 1 kollaps. die hütte ist nicht geputzt, die betten liegen herum, im kühlschrank schimmelts. ich bin ganz verstört + gelähmt wie immer, wenn ich überfordert bin. sie kommt + drückt mir die tüte mit dem in plastik verpacktem frühstück in die hand, ich kann gar nichts sagen. gehe auf+ab, überlege, ob/wie ichs mache. 

wer bin ich? ich bin die, die nicht klagt, nicht auffällt, nicht stört. ich bin die wirtin, die verständnis hat. ich bin kurz davor, den kühlschrank zu putzen, damit es morgen nicht heißt, ich hätte das hier so hinterlassen. damit ich mir nicht abgezockt vorkomme, beiseitige ich alle spuren. ich erhalte mir mein idealbild. 

dann geh ich im kopf den weg zurück + erinnere mich, dass ich mich doch um mich kümmern muss. putzen könnte kümmern sein. aber vielleicht gehts auch anders. 

ich gehe zurück zum restaurant, aber die hintertür ist zu. ich gebe zu: ich maches nur halbherzig, ich könnte auch vorne rumgehen, aber auf der homepage lese ich, dass jetzt die öffnungszeit vorbei sei. ich schreibe 1 mail. zurück in der hütte bin ich ratlos. ich koche mir 1 tee + gehe damit hinunter zum see, setze mich auf 1 bank. ich meditiere ein bisschen, vielleicht sinniere ich auch. 

plötzlich steht der koch da. er hat geld dabei, das drückt er mir in die hand: das ist das, was ich zu viel bezahlt habe. es gab wohl 1 missverständnis. es gäbe auch noch 1 andere hütte. die neuen besitzer*innen müssen erst noch alle renovieren + seien noch nicht fertig geworden. wir gehen hoch + er prüft den kühlschrank: der strom war nur aus. er tut mir jetzt schon leid + ich meine, wir könnten es vielleicht schnell zusammen richten/putzen. er sieht sich um + fragt, ob ich nicht einfach in die andere hütte ziehen möchte, ich solle sie mir ansehen. 

die richtige pilger*innenhütte ist nebenan. sie ist nicht nur geputzt, sie ist ein+hergerichtet+ausgestattet, sie ist sogar dekoriert. es gibt neue schränke + alle betten sind frisch bezogen. der kühlschrank surrt + es gibt 1 stiefeltrockner. es gibt teppiche. bilder an den wänden. es gibt 1 gästebuch. 

als ich eintrete in die hütte, ändert sich mein innerer zustand. es ist wie bei heidi, als ich das mormorhuset aufschloss: ich spüre die erleichterung. sie umhüllt mich mit 1 warmen decke vertrautheit. ich fühle mich sofort wohl. man merkt+hört es mir an, wies mir geht. ich kann mich nicht verstellen. ich versuche es ab+an, damit mit mir leichter zu arbeiten ist, aber oft vergesse ichs. ich kann nicht handeln, ich bin so easy zu durchschauen. ich habe kein pokerface.

ich freue mich so über die hütte, dass meine dankbarkeit fast umschlägt in schuldgefühl, weil ich jetzt geld zurückbekommen habe, aber in der komforthütte schlafen darf. ich habe die hütte für mich allein. die schlüssel könne ich morgen abgeben, ich werde sie in trinkgeld wickeln + in den briefkasten werfen. 

ich gehe in den waschraum zum duschen + schreibe dort, weil hier gutes wlan ist, jemandem, wie gut ich mich um mich kümmern kann. ich bin so stolz. keine ahnung, was gewesen wäre, wenn niemand meine mail gelesen hätte. aber ich hatte glück. lycka till! vielleicht ist alles nur 1 große probe/1 riesiger test: bist du lebenstauglich? I really don’t know. In a perfect world, maybe. In this one I’ll probably fail.

ich habe die minuten verschwiegen zwischen geschlossener hintertür + tee kochen, um am see zu sitzen. sie sind gefüllt mit chips+junk. mit schreiBen. mit nicht wissen, wohin. der brownie war gut. ich habe vergessen + will nicht mehr wissen, wie lange es war. sicher keine halbe stunde. aber genug. es ist immer genug zeit für den absturz vor der besinnung. mir fehlt die brücke über den graben, ich muss immer noch jedes mal hindurch, manchmal ist der sumpf tiefer, manchmal seichter, seit 1 jahr ist er zumindest nicht mehr unüberbrückbar, so dass ich zurück muss dahin, wo ich hergekommen. ich komme immer hinüber ans andere ufer. aber wie sehe ich aus?

ich muss mit meiner kraft haushalten: ist kein grund. weil ich mich in der 1. stuga so unwohl gefühlt habe, dass nicht an erholung zu denken ist. die erinnerung an die quarantäne in der reha, wo ich 3x am tag im kreise/auf der stelle lief, um in bewegung zu bleiben. 

ich bin müde + mag ankommen. ist das ok? ich möchte 1 pause vom lernen + üben. ich möchte mich zurückziehen. 

bestimmt alles nur pms

https://www.kaschpar.de/2023/01/08/bestimmt-alles-nur-pms/