mahlow – blankenfelde

mahlow – blankenfelde, 15 km

2023/10

mit mahlower höhe, mahlower seegraben, schloss diedersdorf, gedenkort „ausländerkrankenhaus mahlow“

was bleibt:

  • was man hätte noch tun können, wenn man gekonnt hätte, weil man schmerzfrei wäre: die rundwege über die mahlower höhen + ums schloss diedersdorf + den gedenkort „ausländerkrankenhaus mahlow“
  • der wunsch aus der negativität, die der schmerz produziert, raus + rein in 1 positive lebensgrundstimmung zu kommen, gerade jetzt zu beginn des richtigen herbstes mit kälte+regen + weil wir nicht 46 werden wollen, ohne es angenommen zu haben, das da_sein, wies nun halt ist
  • die planung 1 überlangen, nicht zu bewältigenden strecke von 16 km, die abkürzungen zwischendurch, das nicht 2-stündige warten auf den bus, weil ich nicht vorher geplant+nachgesehen habe, das laufen bis zum ende mit dem schmerzmittel + die frage, ob das jemals wieder wird + ob wir statt des nächsten weitwanderwegs auch was anderes planen könnten wie z.b. 1 sitzschweigeretreat
  • das ewige rennen zum bus statt 5 min für die teemeditation + der lauwarm gewordene aufguss, der aus dem offenen becher über die hand schwappt, bis nur noch 1 noigerl übrig, das ich nicht wie mir vorhin noch vorgestellt auskippe, weil der busfahrer schimpfen könnte, wenn man 1 offenes getränk mit in den bus hineinnimmt, sondern zwischen 2 atemlosen schnaufern auf der sitzbank in ruhe hinunterkippe + den rucksack setz ich (nicht) ab
  • die überheizte karosserie + das laute schnappen der wasserdichten verschlüsse der beutel, in denen meine habseligkeiten versteckt
  • die 2 min. für den umstieg, die wie befürchtet nicht ausreichen, weil der m41 mir vor der nase davonfährt + die app, die darauf drängt, auf den nächsten zu warten, ich aber steige in die s3 bis friedrichstraße + umsteige in die s25 nach teltow, bis ich feststelle, dass die s2 nach blankenfelde, die ich verpasst hätte, 4 min. verspätung hat + ich also am bhf. südkreuz noch umsteigen kann + keine 20 min. warten muss + die frage der freundin: “wann warst du denn das letzte mal richtig glücklich?” + die gewissheit, dass weder das wiederauffinden des gelben aufladekabelbeutels, dessen ersatz aufwändig gewesen + mir teuer zu stehen gekommen wäre, noch das erreichen dieser 1 bahn früher, um kurz nach halb acht + nicht erst um 8 uhr anzukommen, das an gefühlen produziert, was das liegen auf der zu kurzen matte im warmen schlafsack im tropfenden zelt aufm kungsleden oder das kneippen im studio zwischen heißer sauna+kalter dusche bringt
  • die roten leuchten am südkreuz + schon wieder was mit licht+energie, wo soll er herkommen, der strom? + das speichern der alten blogbeiträge daheim auf die festplatte + warum?
  • dann freu ich mich doch ein wenig
  • 1 tag vor der uhr zeitumstellung auf die normal=winterzeit die große dunkelheit um 7:17 uhr + die erinnerung an das 1 mal, wo wir im zeitungsladen … aber immer dieselben geschichten
  • die lektüre vom “bergrutsch” von kaschnitz in den abschnitten zwischen den verbindungsaufregungen+(um)planungen: slipping slopes
  • der ausstieg in mahlow + wie kalt mir jetzt ist im gegensatz zur hitze nachm buslauf im warmen regen zwischen den durchgeheizten enggestellten wohnsiedlungshäusern
  • ich habe nicht mehr geschaut, obs regnet
  • die hinkenden männer von mahlow, die mich abhängen + die erinnerung an den schwager, der nach dem unfall vor einigen jahren es mittlerweile schafft, kleine abstände ohne gehHilfe (rollstuhl/krücken/schiene) auf dem lahmen bein durch hüfthebung+schwung sich fortzubewegen + im gegensatz dazu mein jammerN
  • die freude über das fallende laub, als ob ichs nicht hätte erwarten können + die liegengelassenen spielsachen am spielplatz – als obs hier keine dieb*innen gäbe
  • die fehlende maske, die fehlenden hanschuhe, die ausgetauschten sohlen in den anderen schuhen, mit denen es sich <essig> ich wenigstens etwas besser gehe + die bäume, die ihre kronen über den wegen zu schutzdächern biegen: 1 regenschutzspalier + die erkenntnis, dass zur baumbestimmung daheim immer 1 paar blätter/zweige/rindenstücke/früchte gut wären, sonst alles buche wie eiche
  • die mahlower höhe mit dem friedhof daneben, die dem namen nach 1 von fontane beschriebener schlachtort aus 1 preußischen krieg sein müsste, aber in wirklichkeit 1 alte deponie ist
  • mein sicherer sinn für sitzbänke auf rastplätzen außer sichtweite + der flugzeuglärm über den wolken + die bunten nebelschleier darunter beim frühstück + größer als das sitzkissen darf der arsch im regen nicht werden
  • der alarm, der mich in regelmäßigen abständen bis diedersdorf begleitet
  • der jogger in rot + der podcast über das geheimnis, wie mans schafft, gerne sport zu machen: kurz: wenn die anstrengung zu groß ist, was sich am nosewrinkling ablesen lässt, machts keinen spaß + leute sind nicht vernünftig + machen nicht das, was optimal wäre (eben sport für die gesundheit), sondern meist nur das, was ausreicht + es muss 1 positive*n affekt/emotion aufweisen
  • der fuß, der nach wenigen schritten schon nicht mehr zu mir gehört, den 1 schmerzmittel nicht überreden kann, zurückzukehren + der unter mir her wie 1 fremder klumpen schluchzt + die neue theorie des gestörten lymphflusses, der zur wasseransammlung + damit zum knochmarksödem geführt haben könnte/führt + die überprüfung beim nächsten ärztintermin, wo ich mich jetzt schon vor den gewellten stirnfalten schäme, was mich aber nicht davon abbringen wird, es zu erwähnen, weil nach peinlich kommt verzweifelt
  • die scharen schnatternder gänse, die über mir gen norden (?!) ziehen + deren schwarzflügelpixel beim heranzoomen schlagfürschlag im graunebel verschwinden
  • der mahlower seegraben, der in unserer vorstellung des immerschlimmsten zum schlossgraben wird, der allen dörfern in seiner richtung für allemal das wasser abgräbt
  • nachdenken über leute, die mich trotz tätowierung auf brust+hals ganz “normal” behandeln, + denen man die anstrengung kaum ansieht + die frage, welches tattoo von dem aufm dekolleté ablenken würde + die erinnerung an den sicherheitsdienstmitarbeiter der bvg mit dem tätowierten kopf + meine eigenen vorurteile gegenüber tätowierten + die frage, ob ich das bin, wenn ich in den spiegel sehe
  • beim anblick der gefallenen bäume überm kanal die erinnerung an die 3 stämme überm fluss aufm verirrten kungsledenwegabschnitt, über die ich, obwohls mit dem marschrucksack aufm rücken sehr schief hätte gehen können, trotzdem gewankt+gewackelt bin, weil sonst im dickicht kein durchkommen mehr möglich + die dokumentation über markus torgeby, der im nordschwedischen fjäll 1 stuga baut + jedes trumm einzeln kilometerweit auf seinem rücken durch die pampa inklusive über 1 brüchige flussbrücke schleppt, die ihm 1 nicht so gesonnener geselle bis auf die rundbalken zerschlägt + wie er darüber trippelt mit seinem 45-jährigen buckel, den er sich mit mir teilt, nur dass ich meine muskeln an elektronischen geräten, die sich passgenau auf meine größe+kraft einstellen, trainiere + wie weit unsere leben voneinander verschieden = wie eingebaut ich in die betonmauern meiner umgebung, während ihn der wind der wildnis auszehrt
  • die hauptstraße nur mit kopfhörern passierbar, wenns auch 1 sandweg für pferde hinter 1 baumreihe gibt + die 1,25 fache laufgeschwindkeit beim schon 1x gehörten podcast zum sport, die nur zu beginn sich komisch anhört, aber nach einigen minuten wie normale sprechgeschwindigkeit klingt + auch beim 2. podcast über die ungewissheit durchaus angenehm erscheint bis das wort unsicherheitstoleranz auftaucht, bei dem ich die kontrolle über meine fassung verliere, bis ich sie beim hinweis auf die metta-meditation, die ich bei 1 der yogalehrer*innen kennengelernt habe, wiederfinde
  • das diedersdorfer schloss mit dem hergerichteten + vorbeienen oktoberfest, über dem zum 1. mal heute kurz die sonne vor tiefgraublauem herbsthimmel aufgeht + der rundweg, den ich mir spare, um mich auf die nächste bank, was 1 bushaltestelle ist, zu setzen + den fuß hochzulegen + während 1 snacks mit warmem thermoskannentee die weiteren optionen durchzuspielen +, weil der bus erst in 2 std. geht, die strecke um 1,2 km abzukürzen, indem ich nicht nach mahlow zurück, sondern nach blankenfelde gehe + damit auch wieder an 1 punkt ankomme, wo ich schon 1x losgelaufen bin, was mir gar nicht so recht bewusst = wichtig zu sein scheint, weil ichs erst beim aufschreiben ganz merke
  • zwischen spargelgut+hengstgestüt das stutenblut gegoogelt + vor entsetzen nicht gelesen wie ich auch von der xenotransplantation nichts wissen will
  • die dame mit den windhündchen + all die leute, die am wochenende vor ihren eigentumswohneinheiten das lauwa zamkiern wie wir früher im herbst die unerschöpflich scheinende laubpracht des kastanienbaumes, den der opa gepflanzt, zusammenkehren mussten unter der anleitung des vaters, der wie bei den steinen aufm feld vom traktor = von oben herab immer genau sah, wo noch 1 lag, + all die scheite, die wir in die stämme schmissen, auf dass noch 1 paar goldbraune kugeln wie neu aus ihren stachligen hüllen fielen – aber was täten wir heute damit?
  • der 4-teilige von dmitri tcherniakov inszenierte + der staatsoper berlin unter den linden aufgeführte wagnerzyklus der nibelungensaga, den wir im schnelldurchlauf auf arte durchschauen, weil das programm nur noch 5 tage verfügbar war, was aber nicht ausreicht für ca. 15 std. (abend)programm bei 1 reduzierten aufnahmekapazität von ca. 30 min. (podcastlänge), weshalb ich den 4. teil am letzten tag im halbdämmer laufen lasse, wobei ich immer wieder kurz erschreckt aufwache: götterdämmerung!
  • das grundgefühl von devastated, das nicht besser wird, das ich dennoch regelmäßig durchbrechen kann wie die sonne den nebel, die heute zum 2. mal herauskommt, diesmal überm endstationbaustellenbahnhof blankenfelde mit dem atriumhaus + die erinnerung an die 6-8 wochen, die ich den letzten lebensgefährten mit seiner neuen freundin in der ehemals gemeinsamen wohnung zurückließ, um nach der hotelwoche in 1 genossenschaftsgästewohnung in solch 1 haus überzusiedeln, bevor nach der grundsätzlichen existenzkrise die nachricht kam, ich könne in die wunschwohnung einziehen mit lebenslangem bleiberecht (das hab ich jetzt davon)
  • das durchscrollen von nachrichten (resolution/revolution) + die “blutigen grüße” der drohbriefschreiber*innen, die mich seltsamerweise an die stets “eiligen grüße” des kollegen ausm homeoffice erinnern
  • die frau im bus, die mit sich selber spricht, während sie aggressive hand+armbewegungen gegen die imaginären angreifer*innen ausfährt + mich, die ich schräg hinter ihr quer im sitz mit dem rucksack aufm rücken + der tasche aufm schoß sitze, im augenwinkel misstrauisch mustert, so dass ich mich umdrehe samt sack+pack, woraufhin sie nach 1 hustenanfall der dame vor mir die frage “welchen monat haben wir?” stellt, was sie ganz natürlicherweise mit “oktober” beantwortet bekommt + auch auf ihre nachfrage, nachdem 1 weiterer fahrgast sich zwischen sie gesetzt hat, “welcher monat ist das?”, die noch richtigere antwort, die ich nicht gewusst hätte, erhält: “der zehnte”

https://www.kaschpar.de/2023/12/14/selbst_bestimmheitwirksamkeitverwirklichung/
https://www.kaschpar.de/2023/12/15/selbander/
https://www.kaschpar.de/2023/12/16/zwischen-spargelguthengstgestuet/

diesmal schaff ichs