runden um nürnberg

runden um nürnberg

2020+2023

mit der pegnitz

was bleibt:

  • die stillgelegte erinnerung an das letzte mal,
    • von wo uns nur das bild des hoteleingangs wie die davorhängende neonröhre aufleuchtet, sonst aber nichts + der kollege uns erzählt, was wir hier gemacht haben
    • wo wir noch meilenweit am ufer entlangliefen im 1. coronajahr + masken trugen vor/während/nach dem seminar
  • die erinnerung an das 1. mal vor über 1 jahrzehnt,
    • als wir uns noch nicht geoutet + wegen der anwesenden gesundheitsmitarbeiter*innen auch davor gescheut, so nah am heimatort 1 hiv-test zur probe+anschauung durchzuführen, was wir dann vor 3 jahren getan: ach so sieht 1 positives testergebnis aus?! (2 striche: ja)
    • das wir lauftechnisch nicht verzeichnet, weil wir entweder noch nicht frühmorgens vor seminaren liefen, um den kopf frei zu kriegen, oder noch nicht die uhr besaßen zur aufzeichnung, die ab dem 14. oktober 2011 regelmäßig zum einsatz kam + mittlerweile durch die 3. oder 4. version neuheit ersetzt wurde
  • die 2 stunden umweg über würzburg dieses mal, weil ab erfurt wegen 1 nicht auszuschaltenden roten signals die strecke über bamberg gesperrt ist + die erinnerung an das studium in dieser trostlosen+weinreichen stadt, die nur über den hügeln, wo die weinberge im sonnenuntergang leuchten, aufblüht (+ auch sonst überall, wo uns die erinnerung mit dem 15qm wohnheimzimmer + der schmalen autostraße zur uni hinauf gerade nichts eingetrübt hat)
  • die kleinen fußbeschwerten runden in der innenstadt, die wir dem gpxprogramm zufügen, damits nach was aussieht
  • die nächtliche runde mit der togoodtogotüte, die wir jetzt endlich als sucht begreifen benennen, weil wir uns schämen, dem kollegen davon zu erzählen, mit dem wir uns nicht wie geplant zum abendessen, sondern zum frühstück treffen, wo wir die “beichte” ablegen, belanglos in lachhafte zwischensätze eingebaut: gib 1 essgestörten so 1 app! haha! + das löschen der app am nächsten tag
  • das auslassen des gemeinsamen mittagessens mit der gruppe für 1 lonesomerunde in der stadt wie immer, wenn alles zu viel wird
  • die gutgemeinten witze über die sti-test-infrastrukturlose oberpfalzheimatstadt, die ins rollenspiel zu meiner belustigung eingebaut werden
  • der nahtlose übergang in den dialekt mit der bayern oberpfalzgrenze, weil franken nicht bayern, wie mir noch heute versichert wird
  • die stippvisiten bei der mutter mit schwester+schwager im dorfwirtshaus + der schwester mit schwager + nichten in der oberpfälzischen regierungshauptstadt
    • das pendeln zwischen nähe+distanz mit der ständigen angst sich (wieder) zu entfremden + die glücklichen momente, wo es gelingt, sich als familie+vertraute zu fühlen
    • die millionen vertrockneter brombeeren am strauch + die 5 guten im müsli, die täglich frisch geernteten mini-rispentomaten + das zerdrückte ei der 5 hühner, die zutraulich um die beine hüpfen in erwartung 1 frischfutters + sich in die hocke ducken, wenn man sie streichelt, die 2 eimer trauben, die der schwager von seinem grundstück holt, von denen nur 1 handvoll in unser glas passt, die 3 gläser marmelade mit all dem eingemachten obst, das wir mitnehmen, obwohl wir keinen zucker essen wollen mehr, aber rein aus der emotion beim anblick der schwesterlichen aufschrift, die nun die mütterliche ersetzt hat, nicht widerstehen können
    • das anpflanzen des familiengrabes mit der schwester bis in die dunkelheit der nacht, was keiner von uns liegt + wo wir uns in dieser gemeinsamkeit des aufgeschmissen seins in grabgärtnerdingen gegenseitig zum ausrupfen+einsetzen ermutigen + das schweigen beim heimfahren im schmalen strahl des golfwagenlichtkegels
    • das durchblättern der 3 sterbebildanzeigenordner der mutter + die erschütterung bei all den tragischen todesgeschichten, die die mutter trotz hirnschlag noch weiß, während der fernseher von rateshow über familiensoap bis kriegsnachrichten alles durchrattert, was auf dem programm steht (+ die erinnerung an die eigenen zig traueranzeigenordner, die wir als kind/jugendliche angelegt+gefüllt mit allen (vor allem fremden) verstorbenen, die wir in der lokalzeitung fanden, weil wir uns dem tode stets näher als den lebenden fühlten + die erkenntnis, dass erst mit dem bruch der essstörungssucht sich dieses blatt wenden konnte + wie es mit jedem rückfall wieder umzuflattern droht)
    • das gespräch mit der schwester, die sich zeit nimmt, mit mir in die stadt zu fahren, während ihr mann mit den kindern mittagsschlaf hält + kaffee+kuchen im café, wo ich einst auch mit der freundin saß + die trachtengruppe, die wegen regen ins innere strömt, uns aber nicht von unseren existenziellen themendurchwälzungen abhalten kann + das gefühl, das ich ihr am ende sagen kann: ich fühle mich gerade so verbunden mit dir, danke!
  • das kurieren der kitakeime, die ich wie immer mit heimschleppe unter dem dauernden alpdruck des nichtschaffens der todoliste + der schonungsbefehl des kollegen, der mich die sorgen vergessen lässt
  • die 40-jahre-deutsche-aidshilfe-jubiläumsfeier heute, die ich gesundheitlich jetzt verpassen werde
https://www.kaschpar.de/2023/11/28/wir-erreichen-dann-schon-wurzburg
https://www.kaschpar.de/2023/11/30/finden-sie-den-fehler-3
https://www.kaschpar.de/2023/11/29/nicht-die-ganze-wahrheit-ueber-fleisch/
https://www.kaschpar.de/2023/12/02/hjaernbrist/
https://www.kaschpar.de/2023/12/01/apple-airpods-geraeuschunterdrueckung-life-changing/
https://www.kaschpar.de/2023/12/03/kurzknapp-15/

ich bin (nicht) ganz allein