thyrow – saarmund (fontaneweg f5)

thyrow – saarmund (fontaneweg f5) (fontaneweg f5), 26 km

2023/04

mit thyrower berg, gröbener see, mördereiche kleinbeuthen, hageberg, siethener see

was bleibt:

  • der moment im traum, wo ich drauf vertrauen muss, dass ich den griff der tür, wohinter der mensch dran zieht, der mir gewalt antun will, loslassen kann, um den wecker abzuschalten
  • ich + die 3 frauen im bus ab leopoldplatz bis endstation hauptbahnhof + die halbe stunde, die wir zwischen den zügen warten
  • ich fast allein im zug + der zugbegleiter, der kurz vor thyrow um 5:35 uhr morgens den halt mit “thüüüroh” ankündigt + die kaputten scheiben am bahnhof
  • die dämmerung im regen am thyrower berg noch gar nicht erahnbar, aber das handy saugt alles licht, was es kriegen kann, in 1 hellen schuss hinein
  • die blinde frau mit dem weißen hund, die wir evtl. 1 tick zu spät grüßen, um unsere stimme unseren laufgeräuschen hinzuzufügen
  • die verteilerkästen mit den füchsen allüberall (2x) + das auto, das in der sackgasse vor der autobahnunterführung herumsteht, bis es wendet, als wir herankommen
  • der fontaneweg f5 durch all die kleinen dörfer + güter + die sandigen wege, die uns das laufen so erschweren, dass wirs aufgeben, weil der regen gnädig nieselt
  • all die totgeglaubten rümpfe+stümpfe, die im frühling wieder neu austreiben, als gäbe es auch nach hunderten von jahren noch 1 grund dazu + die dokumentation über die sprache der bäume, bei der wir gestern vor erschöpfung einschliefen + die heute nicht mehr abrufbar ist + was wir uns alles gemerkt haben, z.b.
    • die kommunikation untereinander über die pilzgeflechte + der borkenkäfer, der neben seinen larven den pilz mit einschleppt, der die fichten killt
    • die frühlingsblüten, die nur während der wenigen monate, bevor die blätter austreiben, am boden gedeihen können + das soziale miteinander der laubwälder, die genügend nachkommen lassen, damit sie im dichten verbund gegen wind+wetter gestärkt
    • das rotwild, das wir von den lichtungen in die wälder vertrieben haben, wo es sich vom jungwuchs nährt + die 2 millionen buchecker, die 1 buche in ihrem leben produziert, + der 1 baum, der daraus im schnitt entsteht
  • die rote plastikrose an 1 kreuzung, die sich später als wegmarke für den waldfriedhof herausstellt + die beiden angler*innen, die ich zuerst für angler*innen, dann für 1 attrappe, dann für 2 angler*innen halte, als ich sie heranzoome, während ich mein frühstück im gehen verzehre, weil alles nass ringsum
  • die mördereiche mit der bank ohne geschichte dazu wie 1 warnung vor kleinbeuthen + die frischen neu austreibenden pappelbüschel über den herabhängenden braunen blättern vom letzten herbst
  • der mann im auto, der leicht nickt, als wir ihn im naturschutzgebiet vorbeilassen, der laut schild nur der pächter gewesen sein kann; der mann mit dem windhund, der bewegungslos auf der wiese steht, die frau mit den berner sennenhunden, die sich mit den beiden auf die wiese zurückzieht, damit wir vorbeitrippeln können
  • die zahlreichen alleen mit den mehr+minder unerschrockenen eichen, die ausgebaut zur landstraße mit achtung! baum! schilder versehen oder verwaist durch die sandige mark mit ihren schwarzen mooren führt + der gedanke an fontane, wie er hier mit seinem wagen auf vier großen holzrädern überall durchgerollert+bollert ist + ab+an seinem kutscher, den er mit namen gekannt hat bestimmt, was zugerufen hat oder stehenblieb, wenn eine*r des weges kam, um ihn auszufragen mit ihm zu plaudern
  • all die anglerseen + das schwanenpärchen, das in gebührendem abstand brütet+wacht + die erschrockenen graugänse mit ihrem lauten geschnatter, die alle aufwecken
  • der säger, der unerwartet den motor anwirft, um 1 weg freizufräsen, bei dem wir uns, mittlerweile mit dem 2. frühstück beschäftigt, bedanken
  • der reiher, den wir aufstöbern am ufer, der uns vorfliegt, bis wir heran + zurückhechtet, den wir nur unscharf ins bild kriegen + der baumstumpf, den jemand zum hasen geschmückt hat mit den bunten booten wie ostereier am ufer vergessen
  • das schild vom blauen siethener see, der von weitem aussieht wie 1 halbes reh, das in den himmel heult + das gelbe postauto in weiter ferne + die gelbe narzisse vor der autobahn, die wir überqueren
  • die kopfhörer, die wir trotz vögelkonzert in beiden ohren versenken wegen des lärms der schnellstraßen + der zug in saarmund, den wir doch noch erreichen, nicht nur, aber auch weil er bereitsteht am falschen, für uns günstigen gleis

ich bin nicht ganz gescheit gesund