fürstenberg/havel – lychen

fürstenberg/havel – lychen, mit übernachtung in waldsee, 52,6 km

2021/12

was bleibt tag 1:

  • die frage nachm letzten sonnenaufgang draußen
  • die vielen unbemerkten stunden der sichel des monds am himmel im schatten der sonne
  • das leuchten der kahlen bäume am fließ in unserem rücken
  • die langen eiszapfen unterm gefallenen baum wo wir unterschätzen wie tief wir uns ducken mit unserer last aufm buckel
  • die brücke am hegesteinbach die wir ohne zu zögern betreten obwohls drunter eis
  • wieder+wieder die munitionsverseuchten gebiete die wir ohne schilder nicht ahnten
  • das blitzen der sonne durch den verschneiten märchenwald
  • das laute surren der stromtrassenkabel durch die geschlagene schneise auf ihren mächtigen eisengestängen die aussehen wie christbäume + die echten tannen daneben die beschneit im wald schöner aussehen als je eine*r mit lichtern behängt <behenkt> im haus
  • der heiße tee am oberkastaen- + großen kastavensee + die meditation dazwischen
  • die kraft der sonne selbst im winter + die kälte des schattens doppelt danach
  • die warmen hände in den doppelten handschuhen + die thermopads zwischen fuß+schuhsohlen
  • das selfie mit dem von weitem lächelnden von nahem gequälten gesichtsausdruck das wir probieren obwohl 2 leute in hörbarer entfernung sich über weihnachten wetter verwandtschaft unterhalten
  • das weiße eismeer der gefrorenen heide unter klarblauem himmel + strahlender sonne
  • die ersten sichtbaren menschen am linowsee: die mutter mit den schlittenfahrenden kindern (die angst beim hineinversetzen der schlitten rutsche in den see + die frage wie die kinder unter schützhüllen verpackt dann warm nach hause zu bekommen im heißen auto das ausziehen + der mantel der mutter – das abbrechen des films) + der alte jogger der wie wir nur noch trippeln kann aber vielleicht ists auch der weg
  • das knöcheltiefe stapfen am waldrand ohne 1 ende + die gerissenen gamaschen ob man die nochmal flicken kann
  • die wildschweine die vor uns flüchten auch die 1 einzelne sau mitten im weg
  • die mühle um weg zu sparen nur noch von weitem
  • das ausgewiesene wolfsgebiet + die frage wie wir dem rudel 1 gruppe vorspielen könnten
  • die warme dusche im hotel + der platz im restaurant am kamin + die nicht auf der karte stehende nachspeise

die möglichkeit liegenzubleiben

was bleibt tag 2:

  • die unfähigkeit um heißes wasser für die teekanne zu bitten
  • die fähigkeit 1 halbes schokonussaufstrichbrötchen vom frühstück heimlich einzupacken
  • die hoffnung den bus in 5,45 std. in lychen zu bekommen damit man nicht komplett ausgefroren ist am ende + noch ein bisschen ausruhen kann
  • das schwere frühstück im magen das verhindert das einzige stück weg bis zu den heiligen hallen das laufbar ist zu laufen
  • der wald das wetter der weg der schnee die luft das licht das leben
  • das spüren der kälte + was es heißt weiter zu müssen weil man sonst umkommt
  • die hohen wipfel der bäume im licht der tiefstehenden sonne + das dunkel darunter
  • das stapfen im schnee ohne spuren + mit spuren das stapfen in den spuren der anderen
  • die heiligen hallen im schönsten weiß + sonnenlicht + alles wird egal
  • die ausdauer der buchen
  • die myriaden der äste + ihre schwere durchs eis
  • die steine zur wegmarkierung + die erinnerung an die letzte tour mit übernachtung am selben ort
  • das glitzern des schnees das sich die seele nicht rauben lässt im bild + nicht auftaucht auf den fotos + die schneehauben der abgeholzten stämme die alles mit 1 zufriedenheit bedecken dass man nicht traurig sein kann über das gefällte leben
  • das lange stapfen entlang der heide + die 2 geschlechtergetrennten heerden hirsche + kühe die vor uns flüchten nach längerem ratschlag + die 1 kuh inmitten der jungbullenheerde
  • die länge des frosts an den kurzen zweigen
  • der schneenebel überm feld
  • die seltene dankbarkeit über die spuren von durchgefahrenen wagen in denen wir laufen können so dass wir das ziel erreichen werden zu gegebener zeit
  • die überraschung an jedem ufer wie der sonnenstand sei weils bei der planung nicht berücksichtigt wurde: die innenkehrung im schatten + die außenkehrung im licht
  • der kurze schluck warmen wassers am waschsee + das weiterschnellen als stimmen laut werden
  • wieder+wieder der schnee + der wald + das licht
  • die menschen rund um lychen herum wie der alte (weihanchts)mann mit dem graugelben gesicht der uns den weg im schmalen pfad freigibt + der letzte gefrorene see
  • die freude des ankommens 10 min bevor der bus kommt
  • der kalte bus + der warme zug
  • das vergessen der geänderten strecke die uns zu lang geworden wäre aufgrund der kälte was wir erinnern beim schmerz der uns am 2. tag trotz schmerzmittel am ende die gedankenfreiheit lähmt
  • die ständige frage warum
  • der 2. weihnachtsfeiersonntag

der hunger. immer. nach mehr.