lieberoser heide II

beeskow – guben, 77,9 km

2022/05

in 3 etappen:

  1. beeskow – mochowsee 30,6 km
  2. mochowsee – großsee 24,6 km
  3. großsee – guben 22,7 km

durch 3 landkreise:

  1. oder-spree
  2. dahme-spreewald
  3. spree-neiße

tag 2

  • mochowsee – großsee 24,6 km

mit großer mochowsee, lieberoser endmoräne, lieberoser heide, schießanlage, wüste, solaranlage, großsee

was bleibt:

  • die grauen gesichter am nassen morgen aufm weg zum wc: “moin”
  • vielleicht geht es sich ohne blasen-pflaster
  • die stunde des niesels
  • oder 2-3
  • an den eisenpfosten mit leiblicher präzision vorbei – wir haben unseren neuen umfang mit der 60 cm breiten matte aufm rücken schon integriert
  • ich und die schnecken – unser haus immer dabei
  • die gefallenen zeichen des sturms
  • die rasende wildsau ausm unterholz übern weg ins unterholz, ihr atemloses oder wütendes schnauben, die 3 säue nur 2 min. später im selben tempo denselben weg. wenn 1 hausschwein so rennt ists kurz danach mit ihm aus
  • wo ist jetzt der rastplatz für mein frühstück? 1 bank ist keine selbstverständlichkeit! “was ist schon selbstverständlich?”
  • die renaturierung der alten strommasten als horste für die raubvögel*innen die über ihren nestern kreisen + schreien, kommt man vorbei
  • wir rotten sie alle aus die tiere
  • der nasse boden nur an der oberfläche 1 tropfen, darunter der staubtrockene sand des ausgetrockneten lands
  • das frühstück unterm baum ganz schön frisch
  • die 3 rinder ganz interessiert irritiert
  • materialcheck bei regen – braucht 1 schaumstoffmatte 1 regenschutz? (so viel, was wir nicht wissen + recherchieren müssen – 1 wissenschaft für sich das trekking
  • frage, ob wir auch trekkingcoach werden können
  • „aber es ist hinten im rucksack“ ist kein grund 
  • die hügel, über die die kiefern hinweg auf+ab laufen + die weiße welle am stamm – ist das schon die lieberoser endmoräne?
  • all die spuren der brände und der russischen “militärübungen”, der kahle brandschutzstreifen + die nicht nachlassenden nachwachsenden bäume (nur wo die panzer alles in grund+boden gepresst, wächst seit bald 30 jahren nur wüstenkraut)
  • die erschöpfte pause nach der schlaflosen nacht inmitten des moos unter birken, nicht ahnend nicht weit vom sukzessionspark entfernt unter strenger beobachtung der “livekamera” am generalshügel
  • die mutlosratgeber im verlassenen turm
  • die nachricht des campingplatzes in der flugmoduspause, ich könne bis 18 uhr anreisen, die panik, es wären noch 16 km (falsche strecke), sind nur noch 10-12, das schaffen wir, so dass wir uns den park ansehen können (denken wir, ohne zu wissen, dass wir später im sand versinken und durch den solarpark hetzend die restlichen kräfte zusammennehmen müssen – wieso tun die füße so weh?)
  • die große liebe_roser heide – nur wegen dir kamen wir her! wie schwer bist du nur zu erreichen? kein zug in deiner nähe, keine strecke unter 2 übernachtungen von bhf zu bhf – 50 mal schon versuchte variationen der planung verworfen – endlich haben wirs geschafft – wir könnten froher nicht sein, dass du so unzerschnitten abgeschnitten bist von der welt – wir treffen keinen menschen auf deinem weg – erst am camplingplatz das erste wort nach stundenlanger einsamer schöner ödenei – das gehirn muss da erst mal wieder anlaufen
  • munition, granaten, minen, schützengräben/wälle, zerfahrenes verWÜSTEtes land – all die überreste russischer militärtruppenübung spezialoperation – damals wie + heute – wieso?
  • wir lenken uns von der zerstörung der erde ab, indem wir schöne dinge tun, die die erde noch mehr zerstören
  • wo sind die wölfe elche?
  • der tiefe sandweg besser als an der hauptstraße entlang – auf der anderen seite am rande der wüste wird es schon besser werden (naja)
  • du wolltest doch durch die wüste!
  • vor + nach der wüste regen, aber währenddessen trockenheit
  • etliche km später die aussicht auf 1 anderen weg, der schnurgerade zum campingplatz führt – nur noch 5 km
  • durch die solaranlage hindurch
  • das wasser geht aus
  • nach 40 tagen in der wüste hätte ich auch erscheinungen
  • der 1. baum nach 130 km wie 1 fata morgana
  • am campingplatz die freundliche begrüßung am imbissstand: “rené ist noch da” – ja zum glück! (ich wär ja gerne früher gekommen aber) danke, dass du auf mich gewartet hast!
  • der platz im zeltwäldchen unter den kiefern traumhaft – wir sind (wie so oft) das einzige 1 personenzelt zu fuß in 1 kreis aus autos, pavillions, bungalos, wohnmobilen, dauercamperfestungen
  • dann kommen die kinder, denn wir schlafen auf ihrem spielplatz – “äh, könntet ihr vielleicht bisschen aufpassen auf das (sündteure nicht mehr im handel erhältliche in wenigen wochen in schweden auf 1 vierwöchigen survivaltour im fjäll ohne minimalste schädigungen benötigte) zelt?” – “ja machen wir!”
  • na dann leg ich mich mal voller expectations hin – das sturmfeste zelt ist sehr lärmdurchlässig
  • da fliegt schon der ball … “hey! ich hab doch gesagt …” – “wer istn da drin?” – muss das zelt verlassen + böse tante spielen (und gleichzeitig beim verlassen des platzes richtung sanitäts sanitärraum triggert nur dieser 1 stoß das kindertrauma + plötzlich sind wir wieder 7 + haben angst, sie machen uns <brillenschlange katloidschwatl> alles kaputt)
  • machen sie natürlich nicht
  • statt um 2 (zeit der leber) diesmal um 3 (zeit der lunge) im duschraum zum laden bis 92%, umplanen der strecke – das lief so gut (?), wir gehen noch 1 stück weiter, das werden wir schon nicht bereuen – wir gehen die schönere strecke (denken wir)
  • nochmal dösen+dämmern
  • es wird kühl

am ende nur noch minen